Psychoanalyse u. Film: Roter Himmel

Filmplakat des Films Psychoanalyse u. Film: Roter Himmel

Dauer 103 Minuten FSK 12

Produktion Deutschland 2023

Darsteller:innen Thomas Schubert, Paula Beer, Langston Uibel u.a.

„Roter Himmel“ sei der bisher beste Film von Christian Petzold, einem der wichtigsten deutschen Regisseure, sagen Filmkritiker, und hier im Lichtwerk ist es der dritte Film von ihm, der in der Reihe „Psychoanalyse und Film“ besprochen wird. Referent: Konrad Rühling, Dipl.-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut, Psychoanalytiker (DPV). Beruflich tätig in eigener Praxis, lange Jahre zuvor als Leiter des Psychologischen Beratungsdienstes in Bielefeld.

Ein Sommer an der Ostsee. Es ist heiß und trocken, seit Wochen hat es nicht mehr geregnet. In einem abgelegenen Ferienhaus, zwischen Wald und Meer, treffen vier junge Menschen aufeinander. Leon und Felix, Freunde seit Kindertagen, Nadja, die als Saisonkraft im Küstendorf jobbt; Devid, der Rettungsschwimmer. Es sind schwebende, wie aus der Welt gefallene Tage. Und so wie eine Funke genügt, um die ausgetrockneten Wälder um sie herum in Brand zu setzen, geschieht es den jungen Menschen mit ihren Gefühlen und Hoffnungen, mit der Liebe. Es gibt das Glück und die Sehnsucht, aber auch Eifersucht, Empfindlichkeiten, Spannungen. Dann schlagen die Flammen über.

Deutschland 2023, R: Christian Petzold, D: Thomas Schubert, Paula Beer, Langston Uibel u.a.

 

Es ist ein vielschichtiger Film, schon seine Entstehungsgeschichte lässt das erahnen. Es sollte der zweite Film einer Trilogie romantischer Mythen werden, der erste davon, Undine, mit dem Wassergeist, Roter Himmel mit dem Feuer, der dritte Urgeist ist noch offen. Während Petzold am Drehbuch arbeitete – er schreibt es selbst – geht die Corona-Zeit los, und er gerät in Paris in Isolation. Wieder zurück in Berlin erlebt er deutsche Gründlichkeit, als sein Boulespiel im Park von der Polizei strikt unterbrochen wird. Das mag ein Auslöser gewesen sein, sein Drehbuch sozusagen“französischer“ zu schreiben. Es gebe in Deutschland keine Filme wie Sommerstücke aus Frankreich, in denen jungen Menschen in langen Ferien Liebe und Leidenschaft und ihre Dramen, häufig am Meer, entfalten könnten, anders als in den kurzen Sommerferien, wie in Deutschland üblich.

Roter Himmel zeigt nun ein Ferienidyll an der Ostsee. Zwei Freunde wollen dort einen Arbeitsurlaub verbringen, der eine ist Schriftsteller und will seinen zweiten Roman fertigstellen, der andere seine Bewerbungsmappe für ein Fotografiestudium. Bei ihrer Ankunft müssen sie feststellen, dass sie nicht allein sind: Nadja ist schon da, von der Mutter des künftigen Fotografen bereits eingeladen. Das ist ein Debakel für Leon, den Schriftsteller, aber eine schöne Bereicherung für Felix, den Fotografen. Schon in der ersten Nacht gerät Leon in Bedrängnis beim Geräusch des Liebesgeflüsters und des knarrenden Bettes im Nebenzimmer, in dem Nadja sich mit dem Rettungsschwimmer von Ostseestrand vergnügt.

Leon ist bedroht von seiner Liebessehnsucht und Liebesunfähigkeit, dabei wird der Himmel immer röter unter den nahenden Waldbränden. Sie zeigen die Gefahr für die von Jahr zu Jahr stärker bedrohten Umwelt, die uns zugleich die Gefahr des Liebesfeuers für Leon verdeutlichen. So leuchtet der Film in unsere innere Welt von Wünschen und und Ängsten wie in die äußere von schöner Landschaft und bedrohter Umwelt. Es zeigt eine unerbittlich tödliche Tragödie und dabei auch eine wunderbare Komödie voller schauspielerischer Hochleistung.

Referent: Konrad Rühling, Dipl.-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut, Psychoanalytiker (DPV). Beruflich tätig in eigener Praxis, lange Jahre zuvor als Leiter des Psychologischen Beratungsdienstes in Bielefeld

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