1000 Arten, Regen zu beschreiben

Dauer 100 Minuten FSK 12

Seit vielen Wochen ist die Tür zu: Mike, gerade 18 geworden, hat sich eingeschlossen.

Er ist nicht krank. Er hat sich bewusst dazu entschieden, am Leben draußen nicht mehr teilzunehmen. Die Eltern Susanne (Bibiana Beglau) und Thomas (Bjarne Mädel) sowie Schwester Miriam (Emma Bading) stehen buchstäblich vor seiner Tür ? warten, fragen, fordern, flehen, rasten aus, verzweifeln, beschuldigen, ignorieren und hoffen. Dabei wird die Tür zwischen ihnen und Mike mehr und mehr zum Spiegel ihrer eigenen Geschichten.

Je mehr sie nach Mikes Gründen forschen oder vor ihrer eigenen Ohnmacht fliehen, desto deutlicher werden ihnen ihre eigenen Verkettungen mit einem Leben, das sie nie wirklich hinterfragt haben, und das sie dem entsprechend nie wirklich bewusst angenommen haben.

Mikes jüngere Schwester Miriam, die auch gerade mit den Herausforderungen und Zumutungen des Erwachsenwerdens konfrontiert wird, scheint ihren Bruder zu verstehen.

Von ihrer Arbeit assimilierte Eltern taugen nicht mehr als Vorbilder für ein Leben.

Das macht es Jugendlichen nicht leicht ihren Weg zu finden.

Am Ende erkennen alle drei, dass sie es sind, die Mike sein Zurückgezogensein erst ermöglichen, und dass sie Mike helfen müssen, damit er noch einmal ganz für sich in die Welt finden kann.

„1000 Arten Regen zu beschreiben“ bezieht sich auf das japanische Phänomen Hikikomori, das sich zunehmend auch in Westeuropa verbreitet. In Japan soll es bereits mehr als 1 Millionen Jugendliche geben, die sich von der Gesellschaft zurückziehen und sich über Wochen, manchmal Monate und sogar Jahre in ihr Zimmer einschließen. Die Gründe liegen zumeist in einem Gefühl der Überforderung, in der Versagensangst, den Erwartungen und Verantwortlichkeiten des Erwachsenenlebens nicht standhalten zu können. Leistungsdruck, sozialer Druck, aber auch Entscheidungsdruck in einer Fülle an Möglichkeiten drängen in dieser Phase der Selbstfindung schließlich in die Isolation.

Bjarne Mädel („24 Wochen“), Bibiana Beglau („Über Barbarossaplatz“) und Emma Bading („Lucky Loser“) überzeugen mit ihrem außergewöhnlich sensiblen Spiel als Familie, die damit kämpft, dass sich einer von ihnen abwendet – ohne Gründe zu nennen. Sie spielen mit einer authentischen Mischung aus Stärke und Verletzlichkeit. Am Ende verstehen sie, dass sie sich auf sich selbst zurückbesinnen müssen, um eine Familie bleiben zu können. Auch die Nebenrollen sind mit Louis Hofmann („Die Mitte der Welt“) und Janina Fautz („Das weiße Band“) hochkarätig besetzt.

Für die Musik des Films zeichnet der Komponist Volker Bertelmann aka Hauschka verantwortlich, der 2017 für seine Leistung an dem Kinofilm „Lion“ für den Emmy und den Oscar nominiert war.

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