Newsletter zum Filmkunst-Programm vom 30.11. bis 6.12.2017 Liebes Lichtwerk- und Kamera-Publikum! Anyone for tennis? Das sagt auf jeden Fall Shaw- und Cream-Fans etwas. Im Kino ist Tennis eher marginal vertreten, was vielleicht daran liegen mag, dass Schauspieler nicht unbedingt für gutes Tennis berühmt sind. In BATTLE OF THE SEXES ist Tennis zwar das handlungsauslösende Thema. Im Zentrum stehen aber die komischen, rührenden und dramatischen Verwicklungen abseits des Courts. Die Macher von LITTLE MISS SUNSHINE inszenieren mit Emma Stone als Tennis-Ikone Billie Jean King eine Geschichte, in der die gelbe Filzkugel zwar eine entscheidende Rolle in einem von Millionen Zuschauern verfolgten Tennismatch zwischen einem Mann und einer Frau spielt, in Wirklichkeit geht es aber um eine damals unmögliche Liebe zwischen zwei Frauen. Das alles passierte im Jahr 1970, als Zigarettenhersteller noch Sponsoren für Sportveranstaltungen sein konnten und Männer mit Fettplautze Frauen an den Herd stammtischten. Übrigens: Selbst zwei Jahrzehnte später erhält die deutsche Frauennationalmannschaft vom DFB ein Kaffeeservice (!!!) für ihren EM-Sieg 1989 geschenkt. „Billie Jean King trug 20 Wimbledon-Titel und 13 US-Open-Siege nach Hause. Etwas später zog sie mit der Ex-Tennisspielerin Ilana Kloss zusammen, mit der sie bis heute gemeinsam lebt. Spiel, Satz und – trotz Risiko ans Netz – Sieg!“ (Filmdienst) Mit beckernden Grüßen verbleiben die Filmhawkeyes aus Filmhaus, Lichtwerk und Kamera Alle Filme und Termine im Lichtwerk www.lichtwerkkino.de Alle Filme und Termine in der Kamera www.kamera-filmkunst.de Filmplakatauktion im Lichtwerk am 8. Dezember: http://www.filmhaus-bielefeld.de/fileadmin/templates/main/Download/Plakatliste_MCN_2017.pdf Unsere neuen Filme in KAMERA und LICHTWERK 120BPM / Kamera Anfang der 1990er-Jahre schlossen sich in Paris an AIDS erkrankte Menschen und ihre Angehörige zur Protestbewegung „Act up“ zusammen, um für Transparenz in der Forschung und Engagement in der Prävention zu protestieren. Das packend inszenierte Drama folgt einigen homosexuellen Aktivisten, von denen sich zwei ineinander verlieben und den schleichenden Verlauf der Krankheit gemeinsam durchleiden. Aus der beeindruckenden Montage aus Erinnern und Erleben, Vergangenem und Gegenwärtigem resultiert eine außergewöhnliche Unmittelbarkeit, geprägt von Leichtigkeit, aber auch von großer Kraft. Dabei bezieht der Film engagiert Partei und wird selbst zum Aktivisten. - Sehenswert ab 16. (Filmdienst) AUS DEM NICHTS / Kamera Eine Frau verliert bei einem Bombenanschlag ihren deutsch-türkischen Mann und ihren Sohn und verfällt in tiefe Depressionen. Die rechtsextremistischen Täter werden vor Gericht gestellt, doch das Verfahren endet mangels Beweisen mit einem Freispruch, was den Glauben der Witwe an den Rechtsstaat zerstört. Der an den NSU-Anschlag 2004 in Köln angelehnte Film wechselt vom Melodram über einen Gerichtsfilm zum Rachethriller, wobei er sich durchgängig auf die Trauernde und ihre Gefühle konzentriert. Zugleich macht er die Wut über die jahrelange Kriminalisierung der Opfer spürbar. Die herausragende Hauptdarstellerin bewahrt den Film jederzeit vor dem Abgleiten in ein plakatives Politdrama. - Ab 14. (Filmdienst) BATTLE OF THE SEXES / Lichtwerk Als sich die Tennis-Spielerin Billie Jean King Anfang der 1970er-Jahre nicht mit den im Vergleich mit männlichen Kollegen kläglichen Preisgeldern abfinden will und mit der WTA eine eigene Tennisorganisation ins Leben ruft, wird sie mit Spott und Hohn überschüttet. Der exzentrische Wimbledon-Sieger Bobby Riggs fordert sie zu einem clownesken Duell der Geschlechter auf, bei dem er im Herbst 1973 aber den Kürzeren zieht. Der eher versöhnliche Unterhaltungsfilm rekapituliert eine chauvinistische Zeit und das mit ihr verbundene sexistische Machtgefälle. Am Beispiel Kings verdeutlicht er auch die gesellschaftlichen Zwänge, da die Sportlerin ihre Liebe zu einer Frau geheim halten muss, um sich nicht endgültig ins Abseits zu katapultieren. - Ab 14. (Filmdienst) THE BIG SICK / Kamera Ein junger Stand-Up-Komödiant pakistanischer Herkunft verliebt sich in eine amerikanische angehende Psychotherapeutin und bereitet damit den Boden für schwer zu bewältigende Konflikte mit seinen Eltern, die ihn in eine arrangierte Heirat nach muslimischer Tradition zu lotsen versuchen. Als seine Freundin nach einem Infekt in ein Koma versetzt werden muss, sieht sich der junge Mann mit deren Eltern und weiteren Schwierigkeiten konfrontiert. Stilsichere romantische Komödie, die vor keiner Konfrontation mit den bitteren Seiten des Lebens zurückschreckt, ohne dabei an Heiterkeit und Karikaturlaune zu verlieren. - Sehenswert ab 14. (Filmdienst) DETROIT / Kamera Im Sommer 1967 eskalieren in Detroit die Rassenunruhen in fünftägigen Straßenschlachten. Als aus dem überwiegend von Afroamerikanern bewohnten Hotel „Algiers“ Schüsse ertönen, stürmen Polizei und Militär die Anlage und setzen die Bewohner brutal unter Druck. Auf der Basis der Erinnerungen von Beteiligten konzentriert das Drama die Geschehnisse auf die gewaltsame Razzia, wobei es auf Strategien der filmischen Intensivierung setzt, um die schockierende Gewalt und den unüberschaubaren Aufstand erlebbar zu machen. Während die gesellschaftliche oder historische Kontextualisierung in den Hintergrund tritt, wird der thematische Bezug zum Rassismus der Gegenwart umso deutlicher. - Ab 16. (Filmdienst) FIKKEFUCHS / Lichtwerk Ein alternder Mann versucht vergeblich, an seine einstigen Erfolge als Frauenheld anzuschließen. Er bekommt Besuch von seinem Sohn, dessen Frauenbild sich primär aus Internetpornos speist und der sich aggressiver, aber genauso vergeblich wie sein Vater, ständig auf der Jagd nach Sex befindet. Auch im Team kommen sie dabei nicht viel weiter, aber sich immerhin gegenseitig näher. Der Independent-Film arbeitet sich schonungslos-provokativ an Männlichkeitsbildern und Sexismus ab, führt sein Thema im Rahmen einer Vater-Sohn-Geschichte aber nicht wirklich konsequent zu Ende. (Filmdienst) MADAME / Kamera Die spanische Hausangestellte eines US-amerikanischen Ehepaars in Paris soll als Tischdame bei einem Dinner einspringen, als ein unerwarteter weiterer Gast als der Dreizehnte in der Runde ein unheilvolles Omen verheißt. Doch statt eine schweigsame katalanische Adelige zu spielen, unterhält sie die Runde mit Witz und Charme, und als sich ein englischer Kunsthändler in sie verliebt, entwickelt sich ein frech um die Ecke gedachtes Verwechslungsspiel um die Dünkel der „Upper Class“. Die glänzend besetzte Komödie spielt souverän mit den Versatzstücken des Aschenbrödel-Stoffs, auch wenn die Inszenierung in der zweiten Hälfte etwas ausfranst. (Filmdienst) DER MANN AUS DEM EIS / Lichtwerk Als ein jungsteinzeitlicher Jäger aus den Ötztaler Alpen vom Fallenstellen nach Hause zurückkehrt, findet er seine Sippe ermordet vor und den heiligen Schrein der Siedlung entwendet. Getrieben von Wut und Hass, verfolgt er zusammen mit einem Säugling und einer Ziege die Mörder, deren Spuren ins Hochgebirge führen. Dabei setzt ihm nicht nur die erbarmungslose Natur zu, ebenso quält ihn die Frage, ob er seiner Wut ungezügelt nachgeben darf. (Filmdienst) MORD IM ORIENTEXPRESS / Lichtwerk Ein allseits unbeliebter Gast wird auf der Fahrt von Istanbul nach Paris im Orient Express ermordet. Als der Zug im Schnee stecken bleibt, übernimmt der ungeplant mitreisende Meisterdetektiv Hercule Poirot den Fall und stößt unter den Fahrgästen auf zahlreiche Verdächtige. Neuverfilmung des Krimi-Klassikers von Agatha Christie, der die engen Räume des Luxuszuges und die Abgeschiedenheit zum Spannungsaufbau nutzt. Ein aufwändiger, im seiner pragmatischen Haltung aber auch etwas ernüchternder Unterhaltungsfilm, in dem das illustre Staraufgebot nur bedingt glänzen kann. - Ab 14. (Filmdienst) PADDINGTON 2 / Lichtwerk Der sprechende kleine Bär Paddington versucht sich in diversen Berufen, um seiner Tante ein wertvolles Geburtstagsgeschenk kaufen zu können. Als das ersehnte Buch gestohlen wird, landet er als vermeintlicher Dieb im Gefängnis, wo er Freunde findet, während seine menschliche Familie alles daran setzt, seine Unschuld zu beweisen. Turbulenter Familienfilm als zweites Kinoabenteuer nach den „Paddington“-Kinderbüchern von Michael Bond, der um seine liebenswerte Hauptfigur eine Welt wunderbarer Einfälle erschafft. Dabei baut die Inszenierung die Vorgaben des ersten Teils schlüssig aus, ohne dessen warmherzigen Humor aus dem Blick zu verlieren. - Sehenswert ab 8. (Filmdienst) SIMPEL / Kamera Ein junger Mann kümmert sich liebevoll um seinen geistig behinderten jüngeren Bruder. Als die alleinerziehende Mutter der beiden stirbt, soll der behinderte Junge in ein Heim eingewiesen werden. Der ältere Bruder will das verhindern, und beide fliehen Richtung Nordsee, um in Hamburg den Vater zu finden und ihn dazu zu bringen, die Einweisung ins Heim zu stoppen. Überzeugend gespielte Mischung aus Drama und tragikomischem Road Movie, das die Brüder auf der Reise allerlei kuriose Begegnungen erleben lässt. Dabei kommen auch nachdenkliche Szenen zum Tragen, die durchaus einfühlsam die Probleme der jungen Männer reflektieren. - Ab 14. (Filmdienst) DIE UNSICHTBAREN – WIR WOLLEN LEBEN / Lichtwerk Doku-Drama über vier jüdische Jugendliche aus Berlin, die sich 1943 der Deportation widersetzten und die NS-Zeit in unterschiedlicher Tarnung überlebten. Dramaturgisch geschickt verknüpft der Film Zeitzeugen-Interviews mit spannend umgesetzten Nachinszenierungen, wobei sich die Überlebenden als begnadete Erzähler entpuppen, deren Erinnerungen szenisch umgesetzt werden. Dabei regen die von den Schauspielern geschaffenen Charaktere auf reizvolle Weise zum Vergleich mit den realen Vorbildern an. - Ab 14. (Filmdienst) |