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Newsletter zum Filmkunst-Programm vom 15.10.2020 bis 21.10.2020

Liebes Lichtwerk- und Kamera-Publikum!

Eigentlich ist über Rainer Werner Fassbinder alles gesagt/gezeigt/geschrieben. Seine Filme haben für Furore gesorgt, seine Theaterstücke und -inszenierungen ebenfalls (manche auch für Furor), eine Latte von Biografien/Erinnerungen sind publiziert, in zahllosen Interviews wurden seine Heroinen Hanna Schygulla, Ingrid Caven, Brigitte Mira, Irm Hermann etc. zur Arbeit mit dem Hyperproduktiven befragt, Skandale und Skandälchen wurden in allen Regenbogenfarben ausgebreitet, technische Mitarbeiter wie Michael Ballhaus, Xaver Schwarzenberger und Juliane Lorenz gaben Auskunft, Exzesse mit Sex und Drogen wurden vielfältig analysiert, skandalisiert, bedauert, bewundert etc. Auf der Leinwand verkörperte Eva Mattes einen RWF-Klon inklusive schwulem Oralverkehr („Ein Mann wie EVA“) und – nicht zu vergessen – die TV-Interviews mit dem kettenrauchenden, unwillig bis desinteressiert wirkenden Fassbinder. Seinen letzten Auftritt hatte RWF bei Wim Wenders“ „Room 666“ und dort philosophiert er über die (Un-)Unterscheidbarkeit von Kino- und TV-Filmen. Was fehlt denn noch?

Oskar Roehler hat mit ENFANT TERRIBLE eine Heldenverehrung inszeniert, die sich an ein komplexes Künstlerleben heranwagt. Mit dem dafür investierten Geld hätte Fassbinder wahrscheinlich drei bis fünf Filme gemacht. Vielleicht sogar bessere?

Mit katzelgemachten Grüßen

verbleiben die Filmverehrer aus Filmhaus, Lichtwerk und Kamera

Alle Filme und Termine im Lichtwerk www.lichtwerkkino.de  

Alle Filme und Termine in der Kamera www.kamera-filmkunst.de

Das sind unsere Neustarts in KAMERA und LICHTWERK in dieser Kinowoche:

ENFANT TERRIBLE / Lichtwerk

Stationen und Momente aus dem Leben und Schaffen von Rainer Werner Fassbinder werden zu einem vielfach gebrochenen, zwischen Traum und Albtraum flirrenden Porträt des manischen Filmemachers verwoben, das sich immer wieder am Wechselspiel zwischen Liebessehnsucht und der Unfähigkeit, ihr im Leben Raum zu geben, abarbeitet. Der ausschließlich im Atelier gedrehte Film will dezidiert nicht biografisch sein, sondern kreist ästhetisch verdichtet um Variationen eines Künstlerlebens. (Filmdienst)

FUTUR DREI / Kamera

Ein junger Deutscher mit iranischen Wurzeln muss in einer Flüchtlingsunterkunft Sozialstunden ableisten. Dort freundet er sich mit einer Iranerin an und verliebt sich in deren Bruder. Der Film verwebt autobiografische Erfahrungen, popkulturelle Versatzstücke und einfühlsam geschilderte Begegnungen zu einer rauschhaften Erzählung jenseits bekannter Erzählmuster von Flucht und Diskriminierung. Als eine Art post-migrantisches Popcornkino entwickelt er einen beträchtlichen Sog. - Ab 16. (Filmdienst)

DER GEHEIME GARTEN / Lichtwerk

Ein britisches Mädchen wird nach dem Tod ihrer Eltern 1947 aus Indien auf das düstere Landgut ihres Onkels in England geschickt. Da sich niemand für sie interessiert, erkundet sie das große Anwesen, schließt Freundschaft mit ihrem kranken Cousin und entdeckt einen geheimen Garten voller Farbenpracht und magischer Pflanzen. Beeindruckende, werkgetreue Neuverfilmung des gleichnamigen Kinderbuchs, die der Faszination der Vorlage nachspürt und den Garten als grenzenlose Welt gestaltet, in der sich stetig alles zu verändern scheint. - Ab 12. (Filmdienst)

OECONOMIA / Kamera

Um Aufbau und Regeln des Finanzsystems greifbar zu machen, wendet sich die Dokumentarfilmerin Carmen Losmann an Banker, Volkswirte und andere ökonomische Experten. Indem sie scheinbar naiv vorgeht, macht sie nicht nur erkennbar, dass hinter dem angeblich komplizierten System des Marktes im Grunde einfache Prozesse und Annahmen stecken, sie entlockt ihren Gesprächspartnern auch vielsagende Gesten der Überheblichkeit. Auf diese Weise holt sie ein selbsternanntes Elitenwissen auf den Boden der Tatsachen zurück, unter denen der Wettlauf zwischen dem Ökosystem Erde und dem Kapitalismus als aktuellste Frage mit offenem Ausgang erscheint. - Sehenswert ab 16. (Filmdienst)

Weiter im Programm:

CORPUS CHRISTI / Kamera

Ein in der Haft bekehrter junger Mann wird nach Ostpolen aufs Land geschickt, wo er sich in einem Sägewerk bewähren soll. In dem fremden Dorf gibt er sich als Priester aus und übernimmt die Stelle des erkrankten Pfarrers, was sich als Glücksfall entpuppt, da er nach einem tragischen Unglück die aufgebrachte Atmosphäre mit unkonventionellen Mitteln zu befrieden versucht. Das mit kühler Sachlichkeit inszenierte Drama erinnert an die Filme von Robert Bresson und entwirft ein differenziertes Zeitbild der polnischen Gesellschaft, die mit moralisch-ethischen Herausforderungen ringt. - Sehenswert ab 14. (Filmdienst)

EINE FRAU MIT BERAUSCHENDEN TALENTEN / Lichtwerk

Eine Arabisch-Übersetzerin der Pariser Drogenfahndung erkennt bei einer Überwachung hinter der Stimme eines Drogenkuriers den Sohn einer Bekannten. Sie warnt die Frau und verhindert auf diese Weise, dass ihre Kollegen an das Rauschgift gelangen. Aus Geldnot verkauft sie das hochwertige Haschisch selbst und steigt erfolgreich, aber mit wachsendem Risiko ins Drogengeschäft ein. Die Komödie setzt auf den Kontrast einer Amateurin inmitten überrumpelter Berufsverbrecher und weist vor allem dank der Hauptdarstellerin humorvolle Momente auf. (Filmdienst)

JIM KNOPF UND DIE WILDE 13 / Kamera und Lichtwerk

In der Fortsetzung der Realverfilmung des Kinderbuchklassikers von Michael Ende machen sich Jim Knopf und sein väterlicher Freund Lukas mit der Lokomotive Emma auf die Suche nach dem Scheinriesen Tur Tur, weil der als eine Art Leuchtturmersatz für Lummerland angeheuert werden soll. Das führt sie in viele abenteuerliche Situationen, in denen sich Komik, Action und Drama in etwa die Waage halten. Der visuell beeindruckende Kinderfilm erweist sich in seiner leicht philosophisch angehauchten Suche nach Identität und dem Sinn des Lebens als aktueller denn je. - Sehenswert ab 8. (Filmdienst)

MILLA MEETS MOSES / Kamera

Eine krebskranke Teenagerin verliebt sich in einen Junkie und bringt damit den ohnehin fragilen, von Angst, Trauer und Beruhigungsmitteln geprägten Alltag ihrer Familie gänzlich ins Schleudern. Für die Eltern wird das ebenso zur Herausforderung wie für den jungen Mann, der sich der plötzlichen Verantwortung nicht gewachsen sieht. Die Adaption eines Theaterstücks konzentriert sich auf die psychischen Herausforderungen, wobei sie sich ganz auf die außergewöhnlichen Darsteller verlässt und virtuos zwischen schrägem Humor und existenzieller Tragik balanciert. (Filmdienst)

NIEMALS SELTEN MANCHMAL IMMER / Kamera

Eine 17-Jährige aus dem ländlichen Pennsylvania wird ungewollt schwanger und sieht schnell keine andere Option mehr als eine Abtreibung. Da dies in ihrer Heimat ohne Erlaubnis der Eltern nicht möglich ist, bricht sie heimlich mit einer Kusine nach New York auf, wo ihr Plan aber durch finanzielle und andere Fehleinschätzungen erschwert wird. In seiner Haltung unmissverständliches Drama, das die prüde Bigotterie einer rückwärtsgewandten Gesellschaft anklagt und männliche Grenzüberschreitungen als alltäglich vorführt. (Filmdienst)

VERGIFTETE WAHRHEIT / Kamera

Bald 20 lange Jahre kämpfte der US-Rechtsanwalt Robert Bilott gegen den Chemiekonzert DuPont und deckte dabei einen der größten Umweltskandale der USA auf, für den die Firma schließlich die Verantwortung übernehmen musste. Dabei ging es um die Chemikalie PFOA (Perfluoroctansäure), die hochgradig krebserregend ist und nicht nur in Abwässern, sondern als Teflon auch in normalen Haushaltsgegenständen in Umlauf gelangte. Der zurückhaltend inszenierte Justizkrimi konzentriert sich ganz auf den zermürbenden Kampf des Juristen, dessen Recherche zur Sisyphusarbeit wird, die seine Gesundheit, seinen Ruf und auch seine Familie zu ruinieren droht. (Filmdienst)

DAVID COPPERFIELD / Kamera

Spielerisch-humorvolle Adaption von Charles Dickens’ Bildungsroman, der die Geschichte der berühmten Romanfigur im viktorianischen Setting mit multikultureller Besetzung neu und erfrischend unkonventionell erzählt. (Filmdienst)

DIE MISSWAHL – BEGINN EINER REVOLUTION / Kamera

Tragikomödie über eine spektakuläre Aktion des „Women’s Liberation Movement“ während der „Miss World“-Wahl des Jahres 1970, bei der Aktivistinnen gegen die Unterdrückung der Frau protestierten. Ironischerweise gewann aber mit Jennifer Hosten erstmals eine schwarze Frau den Titel. (Filmdienst)

PERSISCHSTUNDEN / Lichtwerk

Ein jüdischer Belgier entgeht 1942 in Frankreich der Exekution durch die SS, indem er sich kurzerhand als Perser ausgibt. In einem Konzentrationslager soll er dem Leiter der Lagerküche Farsi beibringen und sieht sich, da er die Sprache nicht beherrscht, zu dem gefährlichen Manöver gezwungen, Vokabeln zu erfinden und als Farsi auszugeben. Spannendes und bewegendes Drama, das in einem mutigen Balanceakt die Schrecken der Shoah distanziert darstellt und gleichzeitig einen feinen Sinn für Ironie beweist. Unterstützt durch ein klug aufgebautes Drehbuch stellt der Film die Geschichte einer fragilen Beziehung ins Zentrum und lässt darüber einige konstruierte Momente vergessen. - Ab 16. (Filmdienst)

TENET / Lichtwerk

Science-Fiction-Thriller von Christopher Nolan, in dem ein Mann einen anderen Mann daran hindern soll, den Lauf der Zeit zu manipulieren. Eine neue Technologie ermöglich die „Inversion“ von Zeit und führt zu einem Konflikt zwischen Gegenwart und Zukunft. Ein namenloser Protagonist muss den Untergang der Welt verhindern. Dafür steht ihm nur eine Geste und das Wort „Tenet“ zur Verfügung. Der filmische Hybrid aus Spionage- und Science-Fiction-Thriller überzeugt mit aufwändigen Actionsequenzen. (Filmdienst)

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